Peer-to-Peer Netzwerke
Mit dem Aufkommen von Sharing-Economy-Angeboten wie AirBnB, Uber und Co. können Privatpersonen einander Dienstleistungen über digitale Marktplätze anbieten. Reine Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) wie Bitcoin benötigen keine zentralisierte Plattform. Somit stellt sich die Frage, was P2P eigentlich bedeutet und welche Vorteile P2P-Netzwerke versprechen?
Peer-to-Peer Netzwerke
Ein Peer-to-Peer-System ist ein Netzwerk, in dem Menschen (oder Peers) ohne eine zentrale Kontrollinstanz miteinander interagieren (Hu, 2017).
In einem Peer-to-Peer-System (P2P) interagieren Netzwerkteilnehmer direkt miteinander und organisieren sich dezentral. Das bedeutet, dass in einem solchen System keine Mittelsmänner (Intermediäre) benötigt werden. In der Sharing Economy haben Dienste wie AirBnB oder Uber es Privatpersonen ermöglicht, ihre Wohnungen oder Reisedienste direkt anderen anzubieten. Dadurch ist der Hotel- und Taximarkt dezentraler geworden. Dies sind jedoch keine P2P-Systeme im strengen Sinne der Definition, da die Dienstleistungen der Peers über eine zentralisierte Plattform vermittelt werden, die dafür eine Marge berechnet.
Beispiele für Peer-to-Peer-Systeme sind Bauernmärkte, studentische Lerngruppen, BitTorrent oder Bitcoin. Im Gegensatz dazu sind Einkaufszentren, Tankstellen, Schulen, Postämter, Banken oder Versicherungen keine P2P-Systeme, da Intermediäre beteiligt sind (Hu, 2017).
Das prominenteste Beispiel für ein reines P2P-System ist Bitcoin. Im Whitepaper "Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System" beschreibt Nakamoto (2008) ein System, das erstmals das sogenannte Double-Spending-Problem eliminiert und ein digitales Zahlungsmittel darstellt, das ohne einen Intermediär wie eine Bank funktionieren kann.
Vorteile von P2P-Systemen
- Freiheit (da keine zentrale Autorität beteiligt ist)
- Schnelle Interaktionen zwischen den Netzwerkteilnehmern
- Kein Single Point of Failure
- Verteilung der Macht
Nachteile von P2P-Systemen
- Hoher Koordinationsaufwand
- Anforderungen an legitimierte und standardisierte Regeln
- Kaum mit bestehender Gesetzgebung vereinbar
- Ineffiziente Entscheidungsfindung
Dezentralisierung
Im Kontext von Peer-to-Peer-Netzwerken wird häufig auf den Begriff Dezentralisierung Bezug genommen. Da der Begriff Dezentralisierung inflationär und inkorrekt verwendet wird, unterscheidet Buterin (2018) zwischen drei Arten der Dezentralisierung:
- Politische Dezentralisierung
- Architektonische Dezentralisierung
- Logische Dezentralisierung
Laut Buterin (2018) sind Blockchain-Systeme politisch dezentralisiert. Das bedeutet, sie werden von niemandem kontrolliert. Global verteilte Netzwerkknoten haben auch eine dezentralisierte Struktur (architektonische Dezentralisierung), was bedeutet, dass es keinen Single Point of Failure gibt. In Bezug auf die Logik sind Blockchain-Systeme hochgradig zentralisiert. Das Blockchain-Protokoll ist die Manifestation der Regeln, nach denen das P2P-System handelt und wie das System strukturiert ist. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann dies zu Herausforderungen führen. Änderungen in dezentralen Systemen sind sehr schwer umzusetzen, da dies die Koordination aller beteiligten Akteure erfordert. Ein Beispiel hierfür war die Debatte über die Erhöhung der Blockgröße der Bitcoin-Blockchain, die letztendlich zu einer Aufspaltung der Blockchain in Bitcoin und Bitcoin Cash führte. Aus diesem Grund arbeiten viele Forscher derzeit an der Governance von Blockchain-Systemen.
Autor: Severin Kranz
Blockchain Enthusiast & Fintech Consultant
Quelle: Medium - Ledgerlabs-li
